Durch die unmittelbar benachbarte Tankstelle in Weiterstadt, gestaltet sich der Alltag völlig problemlos und fast identisch zu einem herkömmlichen Auto. Bei einer Restreichweite von ca. 70km planen wir den nächsten Tankstopp ein. Selbst wenn dann die Tankstelle gerade nicht in Betrieb sein sollte, schaffen wir es ohne Probleme bis nach Frankfurt wo allein 4 Tankstellen zur Auswahl stehen. Es ist bisher schon das ein oder andere Mal passiert, dass eine Tankstelle nicht einwandfrei funktionierte. Die Störungshotline von H2 Mobility hat mir aber bisher immer weitergeholfen.
FCEV eignet sich hervorragend für Langstrecken. Anders als rein batterieelektrische Autos lassen sich Wasserstoffautos sehr schnell betanken und verfügen insgesamt über längere Reichweiten. Da meine Familie in Dresden wohnt und ich diese ca. 500km lange Strecke regelmäßig fahre, ist das FCEV die einzige emissionsfreie Alternative für mich. Es gibt inzwischen so viele Tankstellen in Deutschland, dass sogar Zweitrouten für den Fall bereitstehen, wenn wichtige Schlüsseltankstellen grade mal nicht in Betrieb sein sollten.
Ein Brennstoffzellenauto ist zudem sehr langlebig. Die Brennstoffzelle kann ohne weiteres eine Fahrleistung von 300.000km schaffen. Man muss sich somit keine Gedanken machen, dass zu viele Laufkilometer auf die Uhr kommen.
In den letzten 1,5 Jahren haben wir schon den ein oder anderen Kurztrip, aber auch schon einen Strandurlaub in Holland unternommen. Nicht nur in Deutschland ist das Wasserstoffnetz gut ausgebaut, auch andere Länder wie Österreich, Schweiz, Dänemark oder eben Holland entwickeln sich gut. Die H2 Live App zeigt zwar auch Tankstellen im Ausland auf, diese Daten sind allerdings nicht so zuverlässig wie von den deutschen Tankpunkten bewohnt. Es erfordert ein bisschen Recherche im Internet, um wirklich einen soliden Überblick über die Anzahl, Betreiber und Status der Tankstellen im Zielland zu bekommen, aber das gehört einfach zur Urlaubsplanung dazu. Für Holland ist mir aufgefallen, dass es kein zentrales Register oder Betreiber gibt, so wie in Deutschland. Man muss sich also tendenziell bei 2-3 unterschiedlichen Unternehmen informieren.
Als die Streckenplanung aber dann stand, war alles ganz einfach und fast reibungslos. Bei der Ankunft in Amsterdam, steuerten wir die ausgesuchte Tankstelle von Orange Gas an. Leider war diese außer Betrieb, obwohl die entsprechende Betreiber-App etwas Anderes sagte. Auch der Anruf bei der Störungshotline half nicht viel weiter. Leichte Nervosität machte sich breit, aber es war klar, dass wir es auf jeden Fall zur nächsten Shell in Shiphol schaffen würden. Nach wenigen Metern sah ich im Augenwinkel plötzlich das H2 Schild an einer anderen Shell und siehe da: hier fand sich eine brandneue Tankstelle, die ich im Vorfeld gar nicht identifiziert hatte.
Im Urlaub fuhren wir insgesamt 1000km und stellen fest, dass Holland hervorragend ausgestattet ist für wasserstoffbetriebene Autos.
Mein Traum wäre es eines Tages mit Samy nach Spanien zu fahren. Dies ist allerdings derzeit noch nicht möglich, da Frankreich und Spanien noch sehr spärlich ausgestattet sind. Urlaube innerhalb Deutschlands (Nord-, Ostsee, bayrische Alpen oder Schwarzwald) sind aber ohne Probleme realisierbar und auch beliebte Reiseziele in Österreich, der Schweiz, Dänemark oder eben Holland sind mit Wasserstoff erreichbar.
Im Februar 2021 wollte ich wie gewohnt zum Einkaufen fahren. Ich konnte das Auto zwar starten, aber das Display zeigte „Stop vehicle immediatly“ und ein Schildkrötensymbol. Anfänglich war mir nicht klar was das zu bedeuten hat und ich fürchtet das schlimmste – nämlich, dass die Brennstoffzelle beschädigt ist. Auch die Werkstatt konnte mir unmittelbar nicht weiterhelfen und bot an das Auto abzuholen und es gründlich durchzuchecken.
Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass von jetzt auf gleich ein Defekt an der BZ vorliegen sollte. Es konnte nur mit dem Wetter zu tun haben, was in kürzester Zeit von milden 10 Grad auf -12 Grad gewechselt hatte. Meine Schlussfolgerung wurde wenige Tage bestätigt als die Temperaturen wieder anstiegen und das Auto sich plötzlich ganz normal starten und fahren ließ. Es war sprichwörtlich aufgetaut.
Schlussendlich lässt sich das Phänomen sehr leicht erklären. Die Brennstoffzelle produziert beim Stromerzeugen Wasserdampf, der über einen Auspuff ausgestoßen wird. Wenn das Auto abgeschaltet wird, verbleibt Wasser in den Rohrleitungen und in den Membranen der Brennstoffzelle. Im Winter kann dieses Wasser frieren und blockiert die BZ. Um das zu vermeiden, verfügt das Auto über einen Mechanismus, der beim Ausschalten des Autos (bei niedrigen Temperaturen ab 4 Grad) dieses Wasser aus dem System pustet. Dies ist verbunden mit einem lauten Föngeräusch und einer Pfütze Wasser unter dem Auto.
Genau dieser Vorgang hat nicht stattgefunden als ich das Auto das letzte Mal abstellte, da es einfach zu warm war und anschließend zu schnell zu kalt wurde. Als das Auto dann wieder aufgetaut ist, löste sich das Wasser von der BZ und alles lief wieder ganz normal.
Offensichtlich gab es bei den Autobauern hier eine Lernkurve. Neuere Modelle wie der Nexo oder Mirai pusten bei jedem Abschalten (egal bei welchen Temperaturen) das überschüssige Wasser aus den Rohren. Ein Einfrieren der BZ ist somit nicht möglich.
Ich habe aus der Situation gelernt, dass Samy im Winter nun grundsätzlich in die Garage parken darf und ich noch mehr auf die Wetterverhältnisse achte. :-)
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