Die Idee

Um es gleich vorweg zu nehmen – meine Mutter hat, in Bezug auf mein jetziges Auto, einen entscheidenden Einfluss auf mich gehabt. Sie hatte sich schon seit geraumer Zeit mit CO2 Ausstößen verschiedener Autos beschäftigt und bekam 2014 die Gelegenheit einen eGolf als Dienstwagen zu übernehmen. Dies war das erste batteriebetriebene Auto in meinem ganzen Familien- und Bekanntenkreis. Sie war eine echte Vorreiterin. Zu diesem Zeitpunkt sah man Elektroautos eher sehr selten auf deutschen Straßen. Tesla wurde erst später in Deutschland populär. Ich sah also, wie sich so ein Auto im täglichen Leben schlug und zusammen mit meinem stetig wachsenden „grünen“ Bewusstsein, wusste ich bald, dass mein nächstes Auto kein Verbrenner mehr sein wird. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich mein erstes Auto – einen Opel Astra von 2008 – grade einmal wenige Monate. "Holly" erwies mir einen tollen Dienst und begleitete mich 7 Jahre. Ich hatte also genug Zeit um mir Gedanken darüber zu machen, wie ich ein E-Auto finanzieren sollte. „Kommt Zeit, kommt Rat“ war mein Kredo. Aber ich hatte immerhin ein Ziel. 

Ich begann mich zu informieren, verfolgte den E-Auto Markt, machte Probefahrten mit den verschiedensten Modellen, ließ mir Leasingangebote berechnen, war auf der IAA. Meine Eltern schenkten mir sogar zum 30. Geburtstag einen Tag mit einem Tesla. 

Doch dann wurde mir langsam klar, was in den riesigen Batterien drinsteckt und wie Lithium gewonnen und abgebaut wird. Ich hatte einen richtigen Schockmoment während einer Reportage über die Lithium Vorkommen in der Atacama Wüste und was der Lithium Boom für die Region dort bedeutet. Wenn wirklich jeder irgendwann mit einem Batterieauto rumfahren soll, dann braucht man Unmengen an Lithium und die Umweltschäden in den Abbauregionen sind nicht zu ertragen. 

Was nun also?, dachte ich. Verbrenner ist raus, Batterieauto ist raus. Was gibt es denn überhaupt für Alternativen? Erdgas? Das ist immer noch irgendwie fossil. Also nicht das, was ich eigentlich wollte. Schlussendlich stieß ich auf Brennstoffzellen Autos, die mit Wasserstoff betrieben werden und nichts als Wasserdampf produzieren… 

Erste Recherche

Ich war sofort fasziniert. Ok, ja, in einem Brennstoffzellen PKW ist immer noch eine Batterie, aber die ist sehr klein und ist dazu da den Elektromotor ständig mit Strom zu versorgen, der an Bord mit Hilfe der Brennstoffzelle und des Wasserstoffs produziert wird. Ein fahrendes Kraftwerk sozusagen. 

Ich begann zu recherchieren und stellte ziemlich schnell fest, dass der Markt seeehr klein war. Im Sommer 2019 gab es grade mal 8 (!!!) Angebote auf mobile.de in ganz Europa! 2 verschiedene Modelle waren damals auf dem Markt: Hyundai ix35fuelcell und Toyota Mirai. Von diesem Angeboten waren grade einmal 2 Gebrauchtwagen und selbst die waren unbezahlbar. Ich lernte schnell, dass Wasserstoff Autos im Vergleich zu Verbrennern, aber auch im Vergleich zu BEV (battery electric vehicles) extrem teuer sind. 

Erste Probefahrt im Mirai

Im Juli 2019 besuchten wir das Toyota Mobility Loft am Mainzer Rheinufer. Im Informationszelt ging es einzig und allein um alternative Antriebe und natürlich wurde dort auch der Toyota Mirai vorgestellt. Noch besser war allerdings, dass man den Mirai auch probefahren durfte und so saß ich zum ersten Mal in einem Brennstoffzellen Auto. Im Grunde fährt es sich wie ein Batterieauto, das Fahrgefühl – also keine Motorgeräusche, kein Abgasgeruch und Rekuperieren statt Bremsen - ist genau gleich. Klar, ein Wasserstoff Auto ist am Ende des Tages ja auch ein reines E-Auto. 

Leider konnten wir an dem Tag das Tanken nicht testen, weil sich noch so viele andere Leute für den Mirai interessierten, aber ich war happy und schwebte schon auf der H2 Wolke. 

Was mir allerdings damals schon auffiel: die Optik des Autos wird für mich keine große Rolle spielen dürfen. Der Mirai ist wirklich keine Schönheit. Aber bei so wenig Auswahl am Markt, mache ich da gern Kompromisse. 

Der Rückschlag

Ziemlich genau 1 Jahr später, meldet sich plötzlich meine automatische Suchanfrage von mobile.de und teilt mir mit, dass ein neues Wasserstoffauto in meiner Preiskategorie online gegangen ist. Es ist ein ix35fuelcell von Hyundai und der Preis ist richtig gut. Außerdem steht das Auto in Rüsselsheim, was quasi gleich um die Ecke ist. Ich bin also völlig aus dem Häuschen und rufe sofort den Händler an. Dieser ist ziemlich überrascht, dass ich mich bereits nach so kurzer Zeit melde. Wir vereinbaren einen Besichtigungstermin für den folgenden Tag – einen Samstag. 

Der Händler erzählt mir, dass es sein erstes Wasserstoff Auto ist und er eigentlich noch gar keine Erfahrung mit diesem Typ Autos hat. Er wisse nur, dass es vorher ein Poolfahrzeug gewesen ist und noch nicht viele km runter hat. Ich bin total begeistert von dem Auto und wir machen eine kleine Probefahrt. Während der ganzen anderthalb Stunden, die wir beim Händler waren, riefen mindestens 3 Leute an, die auch an dem Auto interessiert sind. Ich bekräftige noch einmal mein Interesse und wir verblieben so, dass ich am Montag anrufen und Bescheid sagen solle. Dann könnte ich das Auto bereits am Dienstag kaufen. 

Wieder zu Hause konnte ich mein Glück nicht fassen. Ich nahm mir vor trotzdem erst einmal eine Nacht drüber zu schlafen und eine solche Entscheidung nicht über das Knie zu brechen – es ist immerhin eine Menge Geld. Am Sonntag dann, informierte ich den Händler per Mail, dass ich das Auto kaufen möchte und mich direkt am Montag mit ihm in Verbindung setzen werde. Ich beantragte noch am gleichen Tag die Tankkarte von H2Mobility, mit der man deutschlandweit an allen Wasserstofftankstellen tanken kann. 

Am Montag rief ich um 8Uhr morgens den Händler an und sagte zu. Mir wurde gesagt ich könne am nächsten Tag den Vertrag unterschreiben. Ende gut alles gut? Im Leben nicht! Kurz darauf schaue ich noch einmal bei mobile.de vorbei – warum weiß ich gar nicht mehr. Vielleicht Eingebung. Auf jeden Fall entdecke ich „mein Auto“ für 5000€ mehr. Das gleiche Inserat mit einem geänderten Preis. Mein Freund ruft also wieder beim Händler an um sich zu vergewissern, dass wir das Auto für einen anderen Preis besichtigt haben und auch von entsprechend diesem für den Kauf ausgehen. Dies wurde am Telefon klar verneint. Kurz darauf bekam ich eine Mail in der nur kurz und bündig stand, dass das Auto bereits an einen anderen Interessenten verkauft wurde. 

Meine Enttäuschung war grenzenlos. Ich war wütend ob dieser Dreistigkeit und Schamlosigkeit, verletzt über die Geldgier und traurig über meinen Verlust. 

Das i-Tüpfchen kam dann 6 Tage später. Mobile.de informierte mich erneut über ein neues Inserat und tadaaaa da war er wieder. Das GLEICHE Auto mit den gleichen Daten und dem GLEICHEN Bildern, nur diesmal nicht in Rüsselsheim, sondern irgendwo im Ruhrpott und stolze 14.000€ teuer. Was war ich sauer. 

So ziemlich am gleichen Tag bekam ich Post von H2Mobility mit meiner neuen Tankkarte. Toll- nun hatte ich eine Tankkarte, aber kein Auto.

Der Betrugsversuch

Kurze Zeit später wurde ich wieder auf ein Angebot bei mobile.de aufmerksam. Diesmal ein Toyota Mirai für 15.000€, was an sich schon zu gut und wahr zu sein klingt. Ich wäre beinahe in eine Betrugsfalle getappt, konnte es aber gerade so nochmal abwenden. Der Plot war so: Ein Schwede, der beruflich in Deutschland gearbeitet hat und hier Wohnung und Auto hatte, will zurück nach Schweden gehen und nun sein Auto verkaufen. Das Auto stehe bereits verpackt auf einem Auto-LKW irgendwo bei Berlin und könne jederzeit an den gewünschten Ort gebracht werden. Der Kauf würde über ebay Käuferschutz abgewickelt werden, sodass ich als Käufer vollständig abgesichert wäre. Ich könne mir das Auto sogar erstmal ein paar Tage anschauen und testen und erst nach meiner endgültigen Entscheidung würde das Geld von ebay an den Verkäufer freigegeben. Im Nachhinein klingt das schon irgendwie alles sehr komisch und ich entlarvte den Betrug kurz darauf bevor schlimmeres passieren konnte. Zur Info: ebay bietet keinen Käuferschutz für Autos oder Motorräder an. Wie sich hinterher herausstellte war die Geschichte mit dem Schweden eine Masche, die ich wortgenau im Internet nachlesen konnte. Faszinierend, aber gefährlich. 

Déjà Vu Rüsselsheim

Kurz nach dem Betrugsversuch, bekomme ich eine Mail von einem Typen aus dem Ruhrpott (Moment mal…), der mir einen seiner 2 (!!!) ix35fuelcell verkaufen möchte. Als erstes frage ich mich natürlich warum jemand als Privatperson 2 Brennstoffzellen Autos besitzt. Noch spannender war allerdings, dass eins der beiden Autos „mein“ Auto aus Rüsselsheim war. Es war ganz klar und deutlich zu erkennen. Wieder die gleichen Bilder und die gleichen Fahrzeugdaten. Ich dachte wirklich ich spinne! Der Preis war inzwischen von 34.500€ auf 29.000€ gesunken, aber ich hätte dieses Auto niemals im Leben gekauft. Es sollte sich herausstellen, dass der Verkäufer aus dem Ruhrgebiet noch längere Zeit auf seinem Auto sitzen bleiben wird, selbst noch Monate nachdem ich inzwischen stolze Besitzerin von Samy geworden war. 

Die Qual der Wahl

Nach der Mirai Geschichte und dem unverschämten Händler in Rüsselsheim, war ich erstmal ziemlich bedient und auch verunsichert. Ich wollte mich auf keinen Fall mehr drängen lassen und Hals über Kopf eine falsche Entscheidung treffen. Also ließ ich die Suche erst einmal ruhen und wollte nach dem 2-wöchigen Urlaub einen neuen Versuch starten. 

Kurz vor dem Abflug nach Griechenland allerdings, meldet sich mobile.de erneut, diesmal ein blauer ix35fuelcell in Baden-Württemberg – Privatverkauf. Ich nahm Kontakt zum Verkäufer auf und wir unterhielten uns eine ganze Weile. Ich wusste sofort, dass dieser Mann mich nicht über den Tisch ziehen wollte. Er war ein echter Fan, der sein Auto verkaufen wollte. Der Preis war allerdings zu hoch für mich, was ich ihm auch sofort mitteilte. Wir vereinbarten trotzdem, dass ich mir nach dem Urlaub das Auto live anschauen und wir uns ein bisschen austauschen könnten. Ich sah es eher als Gelegenheit mich mit einem Gleichgesinnten zu unterhalten, mehr über das Auto zu erfahren und einfach zu lernen. 

Grade als wir aus Griechenland zurückkommen, schlägt mobile.de erneut Alarm. Wieder ein ix35fuelcell, in Wiesbaden – wieder privat. Der Preis war richtig gut und für mich zum ersten Mal wirklich erschwinglich ohne an meine äußersten finanziellen Grenzen gehen zu müssen. Der Verkäufer war einverstanden mich am folgenden Tag (einem Dienstag) zu treffen und mir das Auto zu zeigen. Ich war von Anfang an begeistert. Das Auto fuhr sich besser als das gleiche Modell aus Rüsselsheim und das war keine Einbildung. Der Verkäufer machte einen sehr unkomplizierten Eindruck und war eher überrascht, dass sich so schnell ein Interessent für ein solch ungewöhnliches Auto gemeldet hatte. Wir verblieben, dass ich mich am Wochenende melden sollte, ob ich das Auto kaufen möchte. 

Am Samstag ging es dann also nach Neckarsulm. Ich informierte den Verkäufer, dass ich ein weiteres Angebot vorliegen hatte was preislich deutlich attraktiver war. Er ging auf meinen Wunschpreis ein mit den Worten: „Mir ist ein Wasserstoffauto-Fan wichtiger als nur der reine Preis.“

Nun hatte ich also die Qual der Wahl. 2 Angebote mit dem gleichen Fahrzeugmodell, ähnlichen Kilometerständen und dem genau gleichen Preis. Einziger Unterschied war die Farbe des Autos. Blau oder Weiß. Ich hätte nie gedacht, dass schlussendlich die Entscheidung von der Farbe abhängen würde.

Endlich ist es soweit!

Ich entschied mich für den weißen ix35fuelcell aus Wiesbaden. Da ich das Auto sowieso von Anfang an bekleben wollte, um Aufmerksamkeit auf den alternativen Antrieb meines Autos zu lenken, war weiß am Ende die bessere Wahl und ich habe es seither nur dann bereut, wenn ich 1000km durch Regen und Schnee fuhr und mein Auto aussah wie Sau (sorry). 

Am 12. Oktober 2020 war es dann endlich soweit! Wir fuhren nach Wiesbaden, unterschrieben die Verträge, ich überwies den Kaufbetrag direkt auf das Konto des Verkäufers und nahm das Auto direkt mit. Dafür hatten sich die lange Wartezeit und die Rückschläge gelohnt. Ich hatte mir meinen Traum erfüllt. Samy und ich waren bereit gemeinsam durchzustarten. 

Okt
2020